Jedes Jahr, wenn der Sommer wieder näher rückt, stellt sich Reisenden immer wieder die gleiche Frage: Nehme ich eine Tasche mit? Reicht ein Koffer? Wie mache ich das mit dem Handgepäck? „Ich packe meine Koffer“ ist also so wichtig, wie die Sonnenbrille im Sommerurlaub…
Beim Segeln ist alles anders...
...aber gar nicht so kompliziert!
Dabei liegt Vieles eigentlich auf der Hand: Jeder, der einmal in eine Segelyacht hineingeschaut hat, fühlt sich im ersten Moment vielleicht erinnert an einen Campingwagen. Denn neben allem Luxus, den Segelyachten heute bieten, bleibt doch eins unverändert: Je schlanker eine Segelyacht gebaut ist, desto weniger Wasserverdrängung hat sie, desto schneller und effizienter kann sie durch die Weltmeere gleiten.
Daraus folgt: Schon bei der Konstruktion einer Segelyacht wird darauf geachtet, dass man den Rumpf möglichst effizient baut, der Crew an Bord so viel Platz wie nötig bietet, aber eben auch keinen Raum unnötig verschwendet.
Optimiert, so weit das Auge reicht
Wer das erste Mal ein Segelboot betritt, wird vermutlich überrascht sein: Die Innenausstatter dieser Boote nutzen jeden kleinsten Platz, um hier noch ein Schränkchen und dort noch ein Ablagefach einzurichten. So gibt es unter dem Schiffsboden Ablagefächer, unter den Sitzbänken, in den abgerundeten Seiten, ja sogar zwischen den einzelnen Kojen und den sanitären Einrichtungen gibt es schmale Staufächer.
Sie alle sind so konstruiert, dass sie das Gepäck sicher verstauen können und dieses nicht bei der ersten Welle aus dem Schrank fällt.
Ich packe meinen Koffer...
Irgendwie gehört es zur Grundausbildung eines Menschen, dass man pro Person einen Koffer an Reisegepäck mit in den Urlaub nimmt. Und bei Flugreisen ist das durchaus üblich.
Doch spätestens wer mit seinem Reisekoffer an Bord ankommt, der wird feststellen, dass dies gar keine so gute Idee war. Denn während auf dem hinteren Teil der Segelyacht (über den normalerweise der Einstieg erfolgt) meist noch Platz genug vorherrscht, wird es spätestens dann eng, wenn es die Leiter hinab in das Innere der Segelyacht geht.
Einen sperrigen Koffer (möglichst noch einen Hartschalen- oder Aluminiumkoffer) die Treppe herunter zu stemmen, ist schon keine leichte Aufgabe mehr. Noch schwieriger wird es, wenn das Gepäck in den kleinen Staufächern rund um die Koje verstaut ist: Wohin nun mit der leeren Kiste?
Optimiere Dein Gepäck
Den Fehler mit dem „Ich packe meinen Koffer“ machen Segelreisende meist nur einmal. Schnell haben sich dann flexible und leichte Sporttaschen oder Rucksäcke etabliert, die sich nach dem Ausräumen bequem zusammenfalten lassen und nur noch einen Bruchteil ihres Volumens an Platzbedarf haben, wie ein vergleichbar großer Koffer.
Wer eh nicht mit den Flugzeug anreist, dem empfehlen wir sogar, statt einer großen Tasche lieber zwei kleine Taschen zu verwenden. Denn damit ist man viel flexibler und kann auch während der Reise bequem zwischen gebrauchter und frischer Wäsche unterscheiden.
Der Trick mit der zweiten Tasche...
Gerade Segelneulingen empfehlen wir auf unseren Mitsegelntörns gerne, statt einer großen Sporttasche doch lieber auf eine kleine Sporttasche und einen Rucksack zu setzen. Doch warum?
Nun, zum einen hat ein Rucksack am Anreise- und Abreisetag einen irren Vorteil: Sein Gewicht verteilt sich gleichmäßig auf beide Schultern und blockiert keine Hand (die man ggf. noch für etwas Handgepäck brauchen kann, wenn in der anderen Hand schon eine kleine Reisetasche untergebracht ist.
Doch es gibt noch einen anderen Grund: So ein Rucksack ist auch für Landgänge irre praktisch! Wenn wir zum Beispiel in eine einsame Bucht fahren und dort vor Anker gehen, können wir mit dem Dinghi an den Strand fahren. Oft gibt es dort kleine Bars oder auch Fischer, von denen wir fangfrischen Fisch kaufen können. Egal, ob es um das frische Brot für den Frühstückstisch, die eisgekühlte Cola für den Durst nach dem nächsten Tauchgang, einen guten Wein für das Abendessen oder einfach die Schnorchelutensilien geht: Einen Rucksack nimmt man gerne mit – eine Reisetasche eher weniger.
Doch der Trick mit der zweiten Tasche ist noch mehr...
Erst-Mitreisende auf unseren Segelyachten können das nicht wissen, aber erfahrene Segler werden vermutlich schmunzeln: Viele Mitsegler bemerken bei uns erst gegen Ende des Segeltörns, dass sie viel mehr mitgenommen und eingepackt haben, als sie an Bord gebraucht haben. Nicht selten geht daher das halbe Gepäck quasi ungenutzt wieder mit nach Hause zurück. Die zweite Tasche ist also die Empfehlung, es gleich von Beginn mit nur einer kleinen Reisetasche oder einem Rucksack zu probieren.
Weniger ist mehr!
An Bord gilt: Weniger ist mehr! – Es kommt halt nur auf die richtigen Dinge an!
Während es am Pool und in der Hotellobby bei gewöhnlichen Urlauben auch darauf ankommt, dass man täglich in neuem Glanz erscheint, ist ein Segelurlaub vergleichsweise ressourcensparend. Natürlich wird an Bord unserer Segelyachten auch auf Sauberkeit geachtet, aber wenn man eh jeden Tag in einer anderen Bucht vor Anker geht, bemerkt niemand, dass man am Vortag den gleichen Badeanzug getragen hat. Klar, eine Ersatzbadehose oder einen zweiten Bikini sollte jeder mit an Bord haben, aber gerade in den eher heißen Sommermonaten braucht man nicht für jeden Tag eine neue Jeans und auch nicht für jeden Tag eine neue Shorts. Ein T-Shirt pro Tag reicht aus. Und Socken werden meist nur am An- und Abreisetag getragen (im Hochsommer zumindest).
Die richtigen Dinge einpacken...
Dafür bedarf es an Bord einer Segelyacht oft ganz anderer Utensilien, die man bei einem normalen Badeurlaub eben nicht braucht. Richtig fest zupackende Wäscheklammern sind z.B. wichtig, um die Handtücher tagsüber und abends an der Reeling zum Trocknen aufhängen zu können und sie nicht später im Wasser suchen zu müssen.
Wer gerne schnorchelt, taucht, angelt oder fotografiert, der wird vermutlich ebenso gerne auf eine zusätzliche Jeans verzichten, wenn dafür das eigene Hobbygerät eingepackt werden kann.
Auch braucht niemand einen Korkenzieher mit an Bord zu bringen – den haben wir selbstverständlich an Bord. Aber die eigene Sonnenmilch und die eigene Sonnenbrille sollte eben nicht fehlen. Denn anders als am Strand von Mallorca oder in der Altstadt von Rom gibt es bei uns an Bord keine Menschen, die Sonnenbrillen und Regenschirme im Wechsel verkaufen (Brillenträgern empfehlen wir übrigens stets, eine Ersatzbrille mit an Bord zu haben – der nächste Optiker ist zwar meist nicht weit weg, aber selten bleiben wir so lange an einem Ort, dass auf die Fertigstellung einer neuen Brille gewartet werden kann).
Unsere Packliste für den Hochsommer
Nachfolgend haben wir Dir einmal eine bewährte Liste zusammengetragen. Sie beinhaltet die Utensilien, die man eigentlich immer an Bord haben sollte:
- 2x Badehose, Bikini oder Badeanzug
- 1x Badeschuhe (wasserfeste, dünne Schuhe, die vor scharfkantigen Steinen am Steg und unter Wasser vor Seeigeln schützen)
- 1x Turnschuhe mit weißer Sohle (schwarze Sohlen können häßliche Streifen an Deck verursachen) -> diese nutzen wir auch zur An- und Abreise
- 1x lange Jeans für kühlere Abende oder den Citybesuch am Abend
- 2x Bermudashorts, einmal chick, einmal mit praktischen Cargo-Taschen
- 8x T-Shirt oder Hemd
- 1-2x Pullover (wenn zwei, idealerweise einen mit Kapuze)
- 2x Socken
- 2x großes Badehandtuch
- 2x kleines Badezimmerhandtuch
- 1x Bettzeug (sofern nicht bei uns vorbestellt)
- 1x Sonnenbrille (mit Etui)
- 2x normale Brille (sofern vorhanden)
- 10x Wäscheklammer extra stabil
- 1x Segelhandschuhe
- 1x Kopfbedeckung (Hut, Mütze, Basecap, etc.)
Je nach Hobby und Interesse empfehlen wir zusätzlich
- Schnorchelset
- Tauchutensilien
- Angel (inkl. Köder und Angelschein)
- Buch
- Kamera
- Objektive
- Drohne (inkl. Führerschein)
- Ladegerät für das Handy (idealerweise Ladegeräte mit mehreren USB-Buchsen, damit Geräte zeitgleich geladen werden können)
- Smartphone (mit Platz für neue Fotos auf dem internen Speicher)
Was wir tatsächlich nicht zur Mitnahme empfehlen
- Armbanduhr (brauchen wir nicht)
- Wecker
- Schmuck
- Computer (es ist Urlaub!)
- Aktentasche
Wichtige Dokumente
- Personalausweis (noch bis Reiseende gültig?)
- ggf. Reisepass (als Alternative)
- Motorboot- oder Segelscheine (sofern vorhanden)
- Eigenes Seemeilenbuch (sofern vorhanden und gewünscht)
- Führerschein (für das etwaige Leihen von Fahrzeugen an Land)
- Unterlagen zum Krankenversicherungsschutz (inkl. Auslandsreisekrankenzusatzversicherung, sofern vorhanden)
- Praktische Gürteltasche zum Mitführen aller Originale bei Landausflügen
- Fotokopien aller wesentlichen Dokumente (verbleibt an Bord und üblicherweise auch in der Reisetasche)
Für Deine Reinlichtkeit
- 1x Sonnenmilch LSF 50 (wasserfest, biologisch abbaubar, kein Sonnenöl (macht das Deck fleckig und erhöht die Rutschgefahr))
- 1x Sonnenmilch LSF30 (wasserfest, biologisch abbaubar, kein Sonnenöl (macht das Deck fleckig und erhöht die Rutschgefahr))
- After Sun Feuchtigkeitscreme (schnell einziehend)
- Labello
- Duschgel (biologisch abbaubar und ohne Microplastik)
- Shampoo (biologisch abbaubar und ohne Microplastik)
- Waschmittel aus der Tube (biologisch abbaubar und ohne Microplastik)
- Bei Bedarf: Mückencreme und Mückenabwehr
- Zahnpasta
- Zahnbürste
- Medikamente (sofern erforderlich, additiv ggf. Medikamente gegen Übelkeit, Durchfall, Grippe, Kopfschmerzen)
- Notfallmedizin
- Pflaster in verschiedenen Größen
Für die Küche
- Pro Person mindestens ein Geschirrhandtuch
- Eine Rolle Küchencrepe
- Eine reißfeste IKEA-Tragetasche (ist groß und praktisch zum Einkaufen, vermeidet Müll)
- Eine Rolle wasserdichte Müllbeutel
- Ein Paket Nudeln oder Reis als Reserveration
- Spültuch/Spülbürste
Noch ein Tipp zum Schluß
Mitsegler, die bestimmte Medikamente regelmäßig einnehmen müssen, tun gut daran, mindestens eine Vertrauensperson an Bord in die Medikamente, die Häufigkeit der Einnahme und deren Reihenfolge einzuweihen.
Da wir an Bord so herrlich entspannen können, vergessen wir Menschen gerne einmal die Zeit. Damit medizinisch notwendige zeitliche Vorgaben eingehalten werden, ist es immer gut, wenn ein Kollege darüber Bescheid weiß.
Dies gilt übrigens auch für Allergien oder Nichtverträglichkeiten, die beim Kochen oder an Bord generell berücksichtigt werden müssen.
Last but not least
Oft unterschätzt und doch sooo wichtig: Das Schuhwerk an Bord!
Die idealen Schuhe an Bord haben nicht nur weiße Sohlen, sondern auch etwas Profil und sind zugleich schnelltrocknend. Denn an Bord wird es immer irgendwo nass. Und spätestens, wenn wir segeln und eine Wendemanöver fahren, braucht jeder Mitsegler einen sicheren Stand.
Da an Bord einer Segelyacht an diversen Stellen Leinen, Ösen und Haken vorhanden sind, sollte dieses Bordschuhwerk auch keine freiliegenden Zehen oder Fersen haben. Ja, das ist schön luftig – aber genau das sind die Gefahrenstellen.
Ein wirklich gutes Produkt sind klassische Chucks. Von modisch bis schlicht, von poppig bis einfarbig. Chucks passen immer und sind erstaunlich rutschfest an Bord. Chucks sind Schuhe, mit denen man abends zur Strandbar gehen kann, tagsüber durch die Stadt schlendern kann und auch nachts mal schnell die Handtücher von der Reeling in den Schiffsbauch holen kann – ohne irgendwo hängenzubleiben und zu stolpern.
Und bei Fragen?
Bei Fragen hilft nur fragen! Wir sind seit mehr als 30 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs und haben diverse komische und lustige Zufälle miterlebt. Fast immer können wir unsere Erfahrungen mit unseren Gästen teilen. Dazu stehen wir bereits vor Reisebeginn gerne zur Verfügung. Und auch während aller Segeltörns haben wir ein offenes Ohr für Dich (und wenn Du nicht schlafen kannst, weil Dein Kojennachbar schnarcht, haben wir vielleicht auch ein paar Ohropax für Dich in unserer Schatzkiste… 😉