Ein Tag an Bord

Jetzt im Winter, wenn die Tage kurz sind, die Sonne ein seltener Gast und die Temperaturen niedrig, sehnen sich viele Menschen nach Sonne, Strand und Urlaub. Viele Bürger denken dabei automatisch an Hotel und Halbpension. Doch das muss nicht sein. Es geht noch viel besser.

Ein Segeltörn als Alternative zum Hotel

Für alle diejenigen, die schon immer neidisch vom Strand auf die zumeist weißen Segelyachten geschaut haben, eins vorweg: Auch wenn man das nicht glaubt, so ist doch nahezu jeder Hotelurlaub teuerer, als eine Woche auf einem Segelboot. Doch dazu später mehr.

Während Kreuzfahrtschiffe den kompletten Komfort eines riesigen Hotelkomplexes auf das Wasser verlegen, kann man eine Segelyacht eher mit einem Wohnmobil vergleichen. Doch auch das nicht ganz. Denn während Wohnmobile zumeist dazu eingesetzt werden, die Reiseroute mit ihnen zu bestreiten und dann am Urlaubsort überwiegend an einer Stelle stehen, reisen nur ganz wenige Menschen mit dem Segelboot von zuhause in die Urlaubsregion. Doch dafür wird die Segelyacht vor allem am Urlaubsort bewegt.

One-Day-Skipper

Der Weg ist das Ziel

Hotelgäste kennen das: Vor dem Frühstück mit dem Handtuch die Sonnenliege reservieren und nur ja nicht zu spät zum Abendessen kommen, denn dann könnte das Beste schon weg sein…

Urlaub auf einer Segelyacht läuft gänzlich anders ab: Anstelle von Liegestühlen und einem Pool gibt es das Vordeck und einen schier nicht endenden Pool, der 360 Grad um das gesamte Segelboot herum reicht. Gefrühstückt wird auf dem Wasser und zwischendurch gibt es einen Snack aus der Kombüse – von einer urigen Bar oder aus einem Restaurant.

Und während Hotels und Wohnmobile überwiegend an einem Ort stehenbleiben, ist beim Segeln der Weg das Ziel. Das Wetter, Lust und Laune von Crew und Skipper entscheiden darüber, wo am Abend der Anker auf den Meeresgrund herabgelassen wird. So ist jeder Tag anders. Segeln ist also ein Urlaub für naturverbundene Entdecker. 

Segelyacht Kreole by Stuis Törns

Ein typischer Morgen auf einer Segelyacht

Ein leichtes Klappern aus der Kombüse weckt Dich langsam auf. Als Du die Augendeckel anhebst, siehst Du, dass die Sonne bereits in ihrem Element ist. Erst jetzt nimmst Du war, dass Du ohne Decke geschlafen hast und trotzdem nicht frierst.

Auf dem Weg zum Bad wirfst Du einen Blick aus dem Bullauge und siehst, wie sie die Sonne im Wasser spiegelt. Über 50 Meter entfernt steht eine weitere Segelyacht. Dort scheint noch alles zu schlafen.

Als Du aus dem Bad kommst, umgibt Dich der Duft von frischem Brot und saftigem Rührei mit Speck. Du spürst: Das wird ein toller Tag. Im Vorbeigehen setzt Du schnell das Kaffeewasser auf und realisierst erst jetzt, wie verrückt der Alltag doch ist, wo ganze Abteilungen sehnsüchtig wartend rund um einen Kaffeevollautomaten stehen.

Frühstück an Bord

Obwohl die Crew wie zufällig zusammengewürfelt wirkt, greift alles perfekt ineinander, als wäre es von Geisterhand geplant: Der Frühstückstisch ist in fünf Minuten gedeckt und während unsere Segelyacht ganz leicht auf den Wellen tanzt, genießen wir frischen Kaffee und die Aussicht auf den fernen Strand, wo sich schon Hektik breitmacht. Segeln ist also doch etwas für „stille Genießer“.

Mit Stuis Törns auf großer Fahrt

Ein typischer Vormittag

Das Frühstück ist kaum abgeräumt, da stehst Du vorne an der Ankerwinsch und wartest auf das Kommando des Skippers. Mit geringer Motordrehzahl hat er geschickt das Boot so manövriert, dass auf der Ankerkette keine Zuglast mehr besteht. Auf Knopfdruck beobachtest Du, wie die Ankerkette im Bug verschwindet und der Anker langsam vom Meeresboden heraufkommt.

Keine fünf Minuten später hat die Segelyacht die malerische Bucht mit den über Nacht aus dem Wasser springenden Fischen verlassen, um auf das offene Meer zu fahren.

Als das Schiff aus dem Windschatten der schützenden Berge herauskommt, merkst Du, dass die Temperatur schon deutlich angestiegen ist und die leichte Briese nun richtig gut tut.

Du genießt es, dem Skipper zuzuschauen und Dir erklären zu lassen, mit welchen Hilfsmitteln er navigiert. Kaum hast Du wieder etwas dazugelernt, greift die rechte Hand des Skippers zum Einhandhebel und lässt den Motor erstummen. Gemeinsam werden die Segel gehisst. Die Segelyacht nimmt ihre Fahrt auf und geht in eine leichte Schräglage. Herrlich: Dieser Wind in den Haaren. Diese vorbeiziehenden Inselgruppen und vor allem diese Lautlosigkeit mit der unsere weiße Segelyacht am Bug in zwei Teile trennt. Das Leben auf dem Segelboot muss das sein, was das Sprichwort „Leben wie Gott in Frankreich“ meint… Du vergisst den Alltag, doch diese herrliche Bucht von letzter Nacht wirst Du vermutlich Dein ganzes Leben nicht mehr vergessen.

Lubenice Blaue Grotte Kroatien Istrien Cres Stuis Törns

Ein Badestopp zu Mittag

Der Wind treibt uns gut voran und wir machen richtig Strecke. Umweltschonender, als mit Windkraft, kann man vermutlich nicht reisen.

Gemessen an der Größe von Meer und Inseln ist unsere Segelyacht klein. Dennoch schaukelt sie nicht herrenlos wie eine Nussschale durch das offene Meer, sondern zieht eine gerade Bahn. Vorbei an Festland und Inseln. Undendlich viele kleine Buchten haben wir bereits passiert.

Wir verlangsamen die Fahrt und steuern in eine kleine Bucht. Erst als wir vor Anker liegen, realisieren wir, dass in dieser Bucht ringsherum Büche stehen. Regelrecht zugewuchert ist sie. Nur eine Stelle nicht: Dort steht ein Haus, ein mit Stroh gedecktes Dach und ein paar Bänke darunter: Ein Biergarten im Niemandsland. Nur erbaut für Tagesgäste, die mit dem Boot anreisen. Doch wir sind das einzige Boot in der Bucht…

Mit unserem Dinghy (motorisiertes Schlauchboot) steuern wir auf den Biergarten zu und genießen unter dem schattenspendenden Dach eine eiskalte Cola und anschließend ein Eis auf die Hand.

Stuis Törns Kojencharter Mitsegeln Kroatien

Auf geht's...

Auch wenn wir im Urlaub wirklich keine Hektik haben wollen, starten wir nach einem ausgiebigen Bad in unserer malerischen Bucht Richtung offenes Meer. Die angenehme Brise füllt die Segel mit Wind. Du spürst, wie wir Strecke machen. Eine kleine Insel nach der anderen zieht an uns vorbei.

Unser am Vorabend definiertes Tagesziel liegt noch ein paar Seemeilen vor uns. Als der Wind abflaut, überlegen wir gemeinsam mit unserem Skipper, ob es sich lohnt, am Tagesziel festzuhalten. Denn hier kommt eine Bucht nach der anderen. Und wir haben doch nur eine einsame Stelle gesucht, die uns eine Alleinlage beschert.

Gemeinsam entscheiden wir schnell: Wir steuern einfach die nächsten drei Buchten an und schauen, ob uns eine gefällt. Statt den Motor zu starten, genießen wir den Nachmittag mit Schnorcheln und entdecken ein untergegangenes Schifferboot in unserer Bucht. Keine Menschenseele weit uns breit. Nur die Grillen zirpen.

Kornaten by Stuis Törns

Was für ein Abendmahl...

Natürlich sind wir gut vorbereitet für ein Abendessen an Deck. Während unser heutiger Küchendienst bereits einen griechischen Salat mit Schafskäse und Oliven vorbereitet, hörst Du plötzlich ein leichtes Motorensummen. In der Tat, ein kleines Schlauchboot nähert sich. Der Bootsführer fängt schnurstracks an uns vorbei. Dann hält er an und holt ein paar Fische aus seinem Netz. Keine fünf Minuten später hält das Schlauchboot neben uns.

Der freundliche junge Herr fragt uns, ob wir frischen Fisch von ihm kaufen wollen. Obwohl unser Menü eigentlich steht, lassen wir uns den fangfrischen Fisch zeigen. Silbrig schimmernde Doraden lachen uns an. Als wir nach dem Preis fragen müssen wir schmunzeln. Wir, aber der Bootsführer auch. – Warum? Wir wissen, dass wir gerade den doppelten Preis von dem gezahlt haben, was der junge Mann für den gleichen Fisch in der Stadt bekommen hätte. Aber wir wissen auch, dass wir -wenn wir den gleichen Fisch in dieser Stadt gekauft hätten- nochmal das doppelte gezahlt hätten.

Wir füllen die Doraden mit Knoblauch, Zwiebeln und Tomaten. Wir streichen die Fischhaut mit Öl ein und salzen sie, während der Rest der Crew den Bordgrill startet.

Zugegeben: Griechischen Salat mit kroatischer Dorade hätten wir in keinem Restaurant bekommen. Aber dieser Fisch… war einfach ein Gedicht!

Ein Tag an Bord bei Stuis Törns

One night to remember

Weil es so herrlich warm ist, springen wir vom Esstisch aus nochmal ins Wasser. Bei einem Radler besprechen wir unseren Tagestripp für den nächsten Tag. Wir wollen am Vormittag eine kleine Insel besuchen und am Nachmittag in eine natürliche Grotte schwimmen. Beides lässt sich gut kombinieren.

Als das erste Päarchen in die Koje gehen möchte, stellen wir fest, wie sternenklar der Himmel heute ist. Wir suchen nach dem Großen Wagen und finden ihn nicht. Aber dafür entdecken wir, wie wunderbar die Milchstraße über uns anzuschauen ist.

Wir stoßen nochmals an und entscheiden, diese Nacht auf dem Vordeck zu schlafen. Unter freiem Himmel. Einfach wundervoll.